In mehreren Ländern Afrikas und des Nahen und Mittleren Ostens werden Brot und Weizen bereits knapp und auch die Ukraine selbst ist dringend auf die Einnahmen aus dem Getreideexport angewiesen. In Ankara erklärt Russlands Außenminister Lawrow grundsätzliche Bereitschaft für einen möglichen "Getreidekorridor". Darüber könnte Weizen aus der Ukraine auf den Weltmarkt verschifft werden. Kiew bleibt skeptisch.
Die Türkei hat offenbar in den vergangenen Tagen versucht, ihre zwischen Russland und der Ukraine balancierende Position für die Rettung der eingeschlossenen Kämpfer in Mariupol zu nutzen. Wie Mustafa Dhzemilev, ukrainischer Abgeordneter und Ex-Vorsitzender der Vertretung des krimtatarischen Volkes Medschlis, in einem Interview mit dem New Lines Magazine sagte, habe Ankara dem russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu das Angebot gemacht, ein Schiff nach Berdiansk zu schicken und bis zu 1.000 Kämpfer aus dem belagerten Asowstal-Werk in die Türkei zu bringen.
In der Türkei haben sich ein weiteres Mal ukrainische und russische Unterhändler auf Vermittlung Ankaras getroffen. Vor den Verhandlungen betonte der türkische Staatspräsident Erdogan, dass sein Land zwar keine offizielle Vermittlerrolle innehabe, doch Ankara bereit sei, Bedingungen zu schaffen, die den Friedensprozess unterstützten. Sollte der Krieg Ankara dazu zwingen, Farbe zu bekennen, stecke Erdogan in einem Dilemma. Das Land pflegte bisher zu sowohl zu Kiew als auch zu Moskau erfolgreiche Beziehungen. Auch in den Beziehungen zwischen der NATO und Russland habe die Türkei eine Sonderstellung eingenommen. Der türkische Staatspräsident handelt aus einer gewissen Notwendigkeit heraus, analysiert Beate Apelt, Projektleiter der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit für die Türkei im Interview mit der Deutschen Welle.
Die politische Linie der Türkei seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist ein Balanceakt: Ankara zeigt Bereitschaft, gemeinsam mit „dem Westen“ und der NATO die Ukraine zu unterstützen, will aber auch seine guten Beziehungen zu Russland nicht riskieren. Dabei wird die Türkei mit großer Wahrscheinlichkeit eines der Länder außerhalb des Konfliktgebiets sein, die vom Krieg zwischen Russland und der Ukraine am meisten betroffen sein werden. Sie hat mit beiden Staaten wichtige strategische und wirtschaftliche Partnerschaften, besonders im Lebensmittelhandel sowie auf dem Energie- und Tourismus-Sektor. Der Wunsch nach Neutralität mit pro-ukrainischer Tendenz zeigt sich auch in Meinungsumfragen.
Die Verhandlungsdelegationen der Ukraine und Russlands haben sich für einen neuen Gesprächsversuch im Istanbuler Dolmabahce-Palast getroffen. Es war das erste Treffen seit zwei Wochen und wurde von Präsident Recep Tayyip Erdogan persönlich eröffnet. Die Türkei bemüht sich seit Längerem um eine aktive Vermittlerrolle und war kürzlich auch Gastgeber des ersten ukrainisch-russischen Außenministertreffens am Rande des Antalya Diplomacy Forums. Die Gespräche brachten weiterhin keinen Durchbruch, waren aber vielleicht ein erster Schritt in Richtung Waffenstillstand. Präsident Selenskij hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dass die Ukraine bereit sei, über einen Neutralitätsstatus zu sprechen. Die russische Delegation bestätigte, man werde den ukrainischen Vorschlag Präsident Putin vorlegen.
Bundeskanzler Olaf Scholz ist zu seinem Antrittsbesuch in der Türkei eingetroffen. Thema der Gespräche mit Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist unter anderem der Krieg in der Ukraine. Scholz und Erdoğan trafen sich am späten Nachmittag zu einem mehrstündigen Gespräch in Ankara, das ganz im Zeichen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine stand. Präsident Erdoğan verwies auf die wichtige Rolle der Türkei als Vermittler im Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Dass das erste ukrainisch-russische Außenministertreffen vergangene Woche in Antalya stattgefunden hat, wertete er als großen diplomatischen Erfolg der Türkei.
Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn haben die Außenminister Russlands und der Ukraine direkt miteinander gesprochen. Das Treffen von dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow hat nicht zu greifbaren Ergebnissen geführt. Insbesondere machte Lawrow keine Zusage für einen humanitären Korridor zur Evakuierung der Zivilbevölkerung aus dem belagerten Mariupol.
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